Februar. Wohnzimmer. Meine Frau: "Schuhe aus Ton? Warum? Saublöde Idee.“ "Wirklich? Ich find’s ganz gut. Mit farbigem Ton. Außerdem lasse ich in Kunst Schuhe entwerfen. Steh‘n die voll drauf.“
Eine Woche später. Werkraum. Die 9c latscht ohne einem Schuh durch den Werkraum. „Meine Strümpfe sind voll schwarz.“ „Seit wann trägst du Einhorn-Socken?“ „Boah, stell die mal weg. Wie die stinken. Stell die mal da rüber.“ Die Schuhe stehen auf dem Tisch; sie werden für das Abformen benötigt. Allein dafür hat es sich gelohnt: Die 9. Klasse darf ausnahmsweise in Socken arbeiten.
Nachdem die SchülerInnen bereits Tassen angefertigt hatten, sollte es etwas freier werden. Sneaker, Turnschuhe, Basketballschuhe – Schuhe nach Wahl, in Originalgröße: Docs, Air Jordans, Nike, Adidas – je nach Lust und Laune. Aber welchen nehmen? Besonders geeignet sind einfache Designs. „Hat jemand Chucks für mich?“ Ein schwarz-weißer Schuh kann aus verschiedenfarbigem Ton gefertigt werden. So kommt die Wirkung des Materials einfach zum Tragen. Als Technik eignet sich Aufbaukeramik in Plattentechnik. Um den Leisten zu erhalten, bedecken wir die Form mit Klebeband und benutzen dies als Vorlage. Mit diesen Schablonen töpfern wir die Grundform. Dann geht es an die Details – Ösen, Applikationen, Sohle, Schnürsenkel, Logos: Je näher am Vorbild, desto besser. Nicht immer klappt alles wie am Schnürchen: „Guck dir das mal an, warum bleibt das nicht kleben? Alta, ich dreh gleich durch.“ „Uii, meine Zunge geht gleich ab.“ „Meine Sohle hat einen Riss.“ „Lukas, kannst du meine Zunge andingsen? Oh Gott, ich muss in Mathe.“ „Muss ich mit Schlicker machen?“. „Wo ist der Fön?“ „Der Ton ist nicht mehr glatt. Du musst ihn vorher glatt ausrollen. Nein, die arme Sohle!“ Was nicht repariert werden kann, wird zur Gebrauchsspur umgedeutet. Schuhe sind schließlich Gebrauchsartikel, die nicht immer fabrikneu sind und auch mal Risse und Flecken haben. Als die Schuhe dann gebrannt und lasiert vor uns stehen, müssen sie keinen Vergleich mit dem Original scheuen – was allerdings die Passform anbelangt, würde ich dann doch die Lederversion vorziehen.
Mai. Werkraum, Parallelklasse. Schülerin; „Schuhe aus Ton. Warum? Saublöde Idee.“ Ich. „Hat meine Frau auch gesagt. Stinken dafür nicht.“ „Ach so“.
(Fae)