Fronten

Fronten

Wenn am Montag Morgen die meisten Schüler noch völlig übermüdet im Klassenzimmer sitzen und vor sich hin dösen, ist es für jeden Lehrer eine Herausforderung. Wenn man aber zwei Wochen vor Schulende als Lehrer für seine Klasse eine Autorenlesung bucht, ist es ein Wagnis. Doch genau das hat die Klasse 8e am 15.07 um 8 Uhr morgens im Rahmen ihres Deutschunterrichts gemeistert. In der Stadtbibliothek Erlangen hat Leonhard Seidl aus seinem Buch „Fronten“, das auf einem wahren Fall basiert, vorgelesen.
Darin geht es um die kurdische Ärztin Roja Özen, die vorbildlich in der oberbayerischen Kleinstadt Auffing integriert ist. Doch dann erschießt der Bosnier Ayyub Zlatar, der als Kind aus Srebrenica geflohen ist, auf der dortigen Wache drei Polizisten – und verschont die anwesende Roja. Alles sieht nach einem Anschlag des IS aus. Roja wird als Komplizin verdächtigt, verliert Patienten, Mann und Freunde. Da Markus Keilhofer, aufgewachsen bei seinen Großeltern, fanatischen »Reichsbürgern«, Muslime für das Blutbad büßen lassen will, stürmt er bewaffnet in eine Moschee. Doch Roja stellt sich ihm in den Weg.
Leonhard Seidl ist es während der kurzweiligen Vorlesung gelungen, die Schüler immer wieder durch passende Textsellen sowie geschickte Fragen zum Nachdenken anzuregen, politische Hintergründe zu verdeutlichen und klar zu machen, dass sein Buch eine wichtige Aussage hat. In dem Roman geht es um Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Fanatismus. Gleichzeitig zeigt der Autor aber auch auf, dass es Mut erfordert, sich dem entgegenzustellen und Fronten tatsächlich abzubauen.
So legten die Schüler auch ihre anfängliche Schüchternheit und vielleicht auch Müdigkeit ab, beteiligten sich am Gespräch über das Werk und stellten dem Autor auch persönliche Fragen.
Es war für alle eine interessante Erfahrung.

Andrea Zimmert