Vom Entwurf zum Sneaker

Vom Entwurf zum Sneaker

„Mein Sneaker heißt Schuh der Gefühle. Man kann auswerten, ob man glücklich ist.“ „Mein Schuh heißt Converse All Girls. Mein Ziel ist es, dass Mädchen mehr Selbstbewusstsein bekommen.“ „Das ist der E30C. Er ist 2026 in jeder Deichmannfiliale zu erhalten. Er ist perfekt für den Winter. Gasbehälter separat erhältlich. Die Sohlen werden erwärmt.“ „Der RGX 11 Pro hat als Zielgruppe Jugendliche oder ältere Designer.“
Turnschuhe oder neudeutsch Sneakers stehen bei Jugendlichen hoch im Kurs: „Hey, ich habe mir den neuen Jordan Air geholt. Dicker, find ich geil, ey“.Sie sind Statussymbole, Fashion, Abgrenzung, Statement oder Funktionsgeräte. Für seltene, begehrte Modelle werden mehrere hundert Euro ausgegeben – easy. Entsprechend motiviert sind die Schüler beim Thema Sneaker.
Bei der Projektmethode orientieren wir uns bei den Profis. Von der Ideenfindung, über die Konzeptentwicklung bis zur Präsentation. Vom Entwurf bis zur Realisierung ist es jedoch ein weiter Weg. Ernüchterung stellt sich ein: „Ich krieg keine Schuhsole hin. Hab’s schon probiert, aber es sieht voll scheiße aus. Krieg ich nicht hin.“ Wie zeichnet man eigentlich einen Schuh? Zunächst wird daher ein bereits bestehender Schuh gezeichnet: Von vorne, hinten, oben und in der Seitenansicht. Welche Blatteinteilung und Farbschema nehme ich? Wie gestalte ich den Schuh; mit Schraffuren und hell-dunkel oder linear. Welche Perspektive und Verkürzung nehme ich? – Vieles, was bisher im Kunstunterricht gelernt und geübt wurde, fließt in das Projekt ein. Danach geht es in die Projektierung. Ideen, Diskussionen. Für welche Altersgruppe und Gender soll der Schuh sein? Welche Art von Schuh – Sport oder Fashion? Ökologisch trendy oder funktionell? Glitzer, Swarovski oder politisches Statement? Wohin geht der Trend, was verkauft sich 2025? Sneaker, Turnschuhe, Basketballschuhe – anything goes, aber es muss etwas Besonderes haben. Die Schüler entwickeln, verwerfen, schattieren und diskutieren. Wie kann ein bestehender Fußballschuh verbessert werden? Wer soll diesen Schuh tragen? Warum sollen die Kunden gerade diesen Schuh kaufene. Die Schüler schreiben, diskutieren, zeichnen, verwerfen – und dokumentieren den Projektprozess. Abschließend wird beurteilt. Würde ich diesen Schuh kaufen? Wie wurde die Idee präsentiert, wie ist der Schuh dargestellt, was ist die Innovationshöhe? In Kleingruppen zeigen die SchülerInnen ihre Projektresultate, stellen sich Fragen, haken nach: „Für Plastizität würde ich 4 Punkte geben. Für wen ist der Schuh gedacht und was ist deine neue Idee?“ „Ey, die haben voll gekritzelt bei mir. Der Schuh ist eigentlich ganz sauber gezeichnet, also geht scho.“
Am Ende steht ein Produkt, dass sie der Klasse verkaufen, sei es mit einem Design-Sketch, einem Werbefilm, einem Konzept oder einem Modell – und haben eine Menge angewendet, reflektiert und gelernt – über Marketing, Design, Gestaltung, Präsentation. Und Schuhe.
(Fae)