Zu den Dingen, die jeder wenigstens einmal in seinem Leben gemacht haben muss, gehört laut Frau Menzinger unbedingt der Besuch eines Brecht-Stückes. So traf sich die Klasse 10 c mit Frau Menzinger und Herrn Schöner, der als Augsburger gern zugesagt hatte, die Klasse zu begleiten, am 9. Mai fast vollzählig im Markgrafentheater, um sich den „Aufhaltsamen Aufstieg des Arturo Ui“ anzusehen.
Zur Bewältigung dieser schweren Kost war zunächst die Werkseinführung durch die Dramaturgin Karoline Felsmann sehr hilfreich, die sowohl den Einstieg in das Stück erleichterte, als auch geschichtliche Hintergründe lieferte. Bei „Arturo Ui“ handelt es sich um eine Gangsterparabel, die die Machtergreifung von Adolf Hitler darstellt. Obwohl sich Parallelen zu historischen Ereignissen wie dem Reichstagsbrand feststellen lassen und auch die Namen der Figuren nicht zufällig gewählt wurden (Dogsborough – Hindenburg, Ernesto Roma – Röhm, Givola und Giri – Göbbels und Göhring), ging es Brecht durch die Verlagerung der Handlung ins Chicagoer Gangstermilieu und die Verfremdung vor allem darum, die Funktionsweise des Nationalsozialismus zu erklären und Hitler und sein Gefolge lächerlich zu machen.
Dabei brachte er jegliche Form der Gewalt auf die Bühne – von Nötigung und Erpressung bis hin zu Brandschatzung und Mord und der Zuschauer durfte es sich – wie bei Brecht üblich – nicht allzu bequem auf seinem Besucherstuhl machen. So drängte sich ein Vertreter des Karfiol-Trusts durch die Zuschauerreihen an den erschrockenen Schülerinnen und Schülern vorbei und erzählte Dennis und Simon, der an diesem Tag Geburtstag hatte, voller Panik, dass der Speicher brennt. Die Klasse 10 c kann nun nachvollziehen, warum sich Frau Menzinger, die das Spektakel amüsiert aus sicherer Entfernung im ersten Rang beobachtete, bei einem Brecht-Stück nur ungern in einer der vorderen Reihen sitzt.
Es war ein gelungener Theaterbesuch, der hoffentlich dazu beitragen konnte, dass für die Schülerinnen und Schüler der Klasse 10 c der erste Besuch eines Brecht-Stückes nicht der letzte bleiben wird.
Evelyn Menzinger