Die Ergebnisse der Realschüler bestätigten, dass Sport die kognitiven Fähigkeiten fördert. Deshalb wird an der Erlanger Realschule am Europakanal Lernen mit Bewegung verknüpft. Kleine Trainingseinheiten lockern den Unterricht auf und bringen die grauen Zellen der Schüler auf Trab. Denn Bewegung regt den Kreislauf an und baut Stress ab.
Zwischen zwei Doppelstunden holen "Bewegungstutoren" wie die zwölfjährige Isabel und der elfjährige Felix die Kiste mit Therabändern, Igelbällen und Springseilen in der Klasse hervor. Die Sportlehrer Michael Waitz und Stefan Schilling haben die beiden Sechstklässler angeleitet, mit ihren Mitschülern zu turnen. Dazu haben sie rund 50 verschiedene Übungen kennengelernt und wurden geschult, auf die richtige Haltung zu achten.
Isabel erklärt ein Spiel zum Auspowern: "Beim Stichwort 'rennen' müssen alle auf der Stelle laufen, bei 'Glatteis' drehen wir uns, bei 'Graben' springen wir und bei 'Vogel' ducken wir uns.“ Immer schneller ruft sie die Stichworte in die Klasse und bringt die Schüler zum Schwitzen. Danach verteilt Felix die Therabänder und macht verschiedene Kraft-Übungen vor.
Je jünger, desto begeisterter
Die Bewegung ist eine willkommene Abwechslung vom Schulunterricht. Dehnübungen statt Winkel-Berechnung – das kommt vor allem bei den Jüngeren gut an. Die Klassen 9 und 10 maulen eher. "Der Bewegungsdrang nimmt mit zunehmendem Alter ab", bedauert Schulleiter Markus Bölling, "deshalb sollte die natürliche Bewegung in den Alltag eingebaut werden. Die Schule soll hier ihren Beitrag leisten, dass Bewegung einen Stellenwert in unserer Gesellschaft hat – auch wenn es vielleicht nicht bei jedem Schüler klappt."
Bölling lässt sich auch nicht von Kritikern beirren, die meinen, dass der Lehrplan nicht genug Zeit für kleine Bewegungspausen lässt. Seine Erfahrungen, vor allem zwischen den letzten beiden Stunden: "Was bringt es, wenn Schüler ausgepowert sind und sich nicht mehr konzentrieren können? Eine kurze Bewegungseinheit hilft da weiter und sie können wieder aktiver lernen."
Auch in den großen Pausen wird die Turnhalle oft aufgesperrt für Spiel und Bewegung. Oder Lehrer und Schüler joggen gemeinsam um die Schule. Tischtennis im Klassenzimmer ist genauso beliebt wie Federball im Hof oder Laufspiele mit Ball. "Wir merken oft, dass die Schüler kaum Bewegungsspiele kennen. Deshalb versuchen wir ihnen zu vermitteln, was sie machen könnten, das auch Spaß macht", sagt Doktorand Matthias Schuster vom Institut für Sportwissenschaft und Sport an der Universität Erlangen-Nürnberg. Mit seinen Studenten unterstützt er sieben Erlanger Schulen bei unterschiedlichen Sport- und Bewegungsprojekten. Ein Beispiel, das Schule machen könnte.
Beitrag: Ullie Nikola