Wie jedes Jahr, so finden auch diesmal die 9. Internationalen Wochen gegen Rassismus im Monat März statt. Die mittlerweile zahlreichen SOR- Schulen Erlangens engagieren sich durch besondere Aktivitäten während dieses Zeitraums. Das Thema der Realschule am Europakanal stand unter der Überschrift: "Was nicht erinnert wird, kann jederzeit wieder passieren - Zeichnen gegen das Vergessen". Es stellte eine Fortsetzung einer "Adhoc- Aktion" während des letzten Schuljahres dar. Damals gab es einen konkreten Anlass: Hakenkreuzschmierereien in der Schule! Eine Antwort darauf war das Erinnern an Kinder, die Opfer des Holocausts geworden waren, in Form von Portraits die Schüler unserer Schule erstellten. Vorlagen dazu waren gefunden worden in einem Katalog einer Wiener Ausstellung zu diesem Thema. Der Künstler war Manfred Bockelmann.
Nachdem nun in dem kurzen Zeitraum danach die Welt sich ziemlich verändert zu haben scheint, griffen wir das Thema wieder auf, aber dieses Mal beleuchteten wir die unmittelbare Geschichte Erlangens. Wie sah es denn während der Hitlerzeit hier aus? Was geschah mit der Erlanger jüdischen Bevölkerung, mit deren Kindern und Jugendlichen? Mitglieder der SOR-Gruppe nahmen Kontakt mit der Stadt auf. Mit Hilfe von Herrn Eberstadt (Beauftragter der Jüdischen Kultusgemeinde Erlangen für die alte Jüdische Gemeinde) und Frau Rettig (Stadtarchiv) wurden uns Bildmaterial und Hintergrundinformationen zur Verfügung gestellt. Schüler der Klasse 8e und 8c setzten nun das Projekt in die Tat um. Begleitet wurde der zeichnerische Prozess während mehrerer Zäsuren, durch Reflexionen. in denen das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven aufgearbeitet wurde.
Am Dienstag, dem 14.3., 10:00 h war nun die feierliche Eröffnung. Nicht nur die Schulgemeinschaft würdigte das Engagement der Schüler, sondern auch Vertreter der Stadt bedankten sich für den Einsatz. So sprach Herr Till Fichtner als Leiter des Amtes für Chancengleichheit und Vielfalt und Frau Ester Klaus (Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde Erlangen) zu den Versammelten. Gerade jetzt sei es wichtig, die Erinnerungskultur wach zu halten, da es Strömungen gibt, die das Gewesene verharmlosen oder negieren. Schließlich lasen Samuel Bährle, Hanna Henke und Veronika Schmitt als Vertreter der Schülerschaft aus dem Tagebucheintrag eines 12jährigen jüdischen Mädchens aus Pilsen, das 1941 bis 1942 - dem Jahr, in dem sie deportiert wurde - einfühlsam vor. Begleitet wurde die Feier durch die Musik zweier jüdischer Musikanten, die dem Ganzen einen besonderen Rahmen gaben.