Faust - Doppelt oder nichts

Faust - Doppelt oder nichts

In diesem Jahr stellte sich die Theater-AG einem Klassiker - Goethes „Faust“. Während Lehrer im Allgemeinen, so wie von Juri Schönitz glaubhaft dargestellt, von dem „Drama der Deutschen“ schwärmen, sehen Schüler, u. a. verkörpert von Judith Schöler, ihn etwas anders: „Langweilig, man versteht kein Wort, ich habe die ersten zwei Seiten gelesen und hatte schon keinen Bock mehr.“
Dass es auch anders sein kann, bewies die Theater AG am 20.07.2017 mit veränderter Spielleitung bei einem gelungenen Theaterabend. Während Frau Maurer als „alter Hase“ auch weiterhin die Theater-Gruppe leitet, trat nun Frau Wunderlich in die großen Fußstapfen von Herrn Stierhof. Beide versetzten die Handlung kurzerhand in ein modernes Umfeld, nämlich in die Schule.
Mephisto schließt erneut mit Gott die berühmte Wette ab, hier um die Seelen dreier Schüler: Christina, die einsame Streberin, Benni, der Fußabtreter der Klassenschönheit, und Joe, der verpeilte Chiller aus der letzten Reihe. Bis zur Abschlussfeier müssen die drei sich für oder gegen ihre neugewonnenen „teuflischen“ Fähigkeiten entscheiden. Wer wird seine Seele dem Teufel verkaufen? Christina (Sonja Harand), der plötzlich alle zu Füßen liegen? Benni (David Kronhardt), der sich endlich rächen kann oder Joe (Konstantin Klemm), der überraschend als Mastermind brilliert?
Die drei Protagonisten hatten es in ihren Rollen doppelt schwer, mussten sie doch nicht nur ihr Kostüm wechseln, sondern unter dem Einfluss eines Tranks einen völlig veränderten Charakter spielen, was ihnen hervorragend gelang.
Erstmals konnte die Theater AG auf ein sehr großes Schauspielerteam mit vielen neuen Theaterzöglingen zurückgreifen, was gleichzeitig eine Herausforderung war, aber auch viele Möglichkeiten bot. Dabei bewiesen die Spielleiterinnen bereits beim Casting und bei der Rollenverteilung großes Geschick. Allen Darstellern schienen ihre Rollen auf den Leib geschneidert zu sein. Bereits im Prolog bewies Anastasia Trockmann als Gott eine große Bühnenpräsenz und lieferte sich einen witzigen Dialog mit ihrem Gegenpart Femphisto (Mae Lehmann), die ihre Rolle mit Bravour meisterte und der es keine Schwierigkeiten bereitete, die für die Wette ausgewählten Schüler davon zu überzeugen, probehalber auf den Pakt einzugehen . Zur Seite stand ihr bei den Teufeleien mit Manuel Alcamo ein noch recht junger, aber trotzdem überzeugender Mephisto, der anfangs noch etwas aufgeregt war, sich aber von Szene zu Szene steigerte, sodass er schließlich die Protagonisten gegen die Oberzicke Sarah (Cassandra Spengler) aufbrachte und Bennis von den Eltern bevorzugte Schwester Emily (Pia Tepler) fast in den Wahnsinn trieb. Als Vater kam mit Nico Bischoff ein langjähriges Theatermitglied, das nicht mehr auf unserer Schule ist, auf die Bretter, die die Welt bedeuten, zurück. Obwohl er kurzfristig eingesprungen war, konnte er ebenfalls überzeugen.
Einmal mehr zeigte sich an diesem Abend, wie schwer es ist, seinen eigenen Weg zu gehen und auch wie das Äußere eines Menschen den ersten Eindruck prägt, den andere von ihm haben. Die Maskenbildnerinnen Elena Schlemper und Hélène Klein hatten ganze Arbeit geleistet und die 29 Mitglieder der Ensembles perfekt gestylt. Besonders gut ist auch die Ausstattung der Hexe (Alexa Riedl) gelungen, die sich in ihrer Rolle nicht scheute, die Schulleitung mit frechen Sprüchen in das Spiel miteinzubeziehen. Für Szenenapplaus sorgte ebenfalls Tausendsassa Andrej Belićić, der in seinem jungen Alter bereits großes schauspielerisches Talent aufwies und die komischen Rollen selbstbewusst und mit überragender Mimik und Gestik spielte.
Aber was wäre gelungenes Schauspiel ohne funktionierende Technik? Erneut wurde die Theater AG sehr professionell unterstützt von den ehemaligen Schülern Ole Langhans und Konrad Wurster. Ihnen zur Seite standen Bastian Brunner für den Umbau und Jan Güthlein am Licht.
Alles in allem bot das Ensemble einen kurzweiligen und gelungenen Theaterabend, den das begeisterte Publikum mit einem langen Schlussapplaus und Standing Ovations honorierte.

Maria Maurer, Evelyn Menzinger, Thomas Büchs (Fotos)